Historische Klimakatastrophe

Die Kleine Eiszeit

Wetteraufzeichnungen aus den Jahren 1668 bis 1888, die einer Chronik aus einem Kirchenarchiv von Cochstedt in Sachsen-Anhalt entstammen, veranschaulichen die für die Bevölkerung verheerende Kleine Eiszeit (ca. 1300 – 1900; Tiefpunkt um 1700). Damals erlebten die Menschen eine echte Klimakatastrophe.

Einige Auszüge aus den Aufzeichnungen:

  • 1705: Der Mai war ungewöhnlich kalt, 25. und 26. Mai viel dichter Schnee auf belaubten Bäumen
  • ein Jahr später – 1706: Heißer und trockener Vorsommer, durch die Flüsse konnte man zu Fuß gehen 

Und dann kam der Katastrophenwinter von 1709:

  • Der Große Winter, der 4 Monate anhielt, und seinesgleichen seit 1608 nicht gehabt hat. Es hat dieser Winter in ganz Europa unsäglichen Schaden getan“ 

Weitere Klimafakten aus der Kleinen Eiszeit (Quelle):

  • Berlin verzeichnete -29,4 °C, das Umland sank auf -35 °C und der Monatsdurchschnitt lag bei -13,2 °C, wobei mehrere Tage unter -20 °C lagen. 
  • Alle europäischen Seen und Flüsse froren zu. 
  • Schwere Karren überquerten den Gardasee, was ein einzigartiges historisches Ereignis war, genau wie in der Lagune von Venedig. 
  • Schiffe blieben in den eisigen Mittelmeerhäfen von Genua und Marseille stecken. 
  • In Rom schneite es zwischen dem 6. und 24. Januar 13 Mal, in der Po-Ebene fielen 1,5 Meter Schnee. Es wurden außergewöhnlich niedrige Temperaturen gemessen. 
  • In Venedig herrschten -17,5 °C mit starken böigen Fall-Winden (Bora-Wind). 
  • Pflanzen konnten nicht überleben. 
  • Olivenbäume, andere Obstbäume und sogar ganze Wälder starben ab. 
  • In der Emilia-Romagna traf es Apfel-, Pflaumen-, Walnuss- und Kirschbäume, 
  • Auch 1710 strenger Winter, innerhalb von zwei Jahren starben allein in Frankreich 630.000 Menschen an der Hungersnot, die durch den Großen Frost von 1709 verursacht wurde. Das entspricht heute 1.800.000 Todesfällen. Allein in Paris verschwanden 51.700 Menschen. 
  • Es war die frostigste Phase der letzten 10.000 Jahre. 
  • Familien erfroren in ihren Wohnungen. 
  • Menschen und Tiere verloren Gliedmaßen, Ohren, Nasen, Hände, Füße oder lagen erfroren im Wald und auf der Straße. 
  • Die Gesichtshaut riss auf. 
  • Wölfe überfielen zunächst Nutzvieh, dann Menschen. 
  • Reisende erfroren und erstarrten auf der Reise zu Eis. 
  • Der Weg zum Plumpsklo war ein tödliches Risiko. 
  • Vögel fielen erfroren vom Himmel. 
  • Brot musste mit einem Beil geteilt werden. 
  • Selbst in den tiefsten Kellern gefror alles, Bier, Wein, Essig. 
  • Der Frost sprengte Bäume unter einem lauten Knall. 

Das IPCC hatte im Sachstandbericht 1990 noch auf die dramatischen Temperaturen der letzten Kleinen Eiszeit hingewiesen. Im Bericht 2001 war die letzte kleine Eiszeit plötzlich nahezu „verschwunden“ und der „Hockey Stick“ trat in Erscheinung (s. Abb.).

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