Klima-Nudging und Go-Home-Proteste

Belohnungssystem für Touristen in Kopenhagen

Seit Anfang Juli 2024 läuft in Kopenhagen das Programm „CopenPay“1, ein klimabezogenes Belohnungssystem mit Fokus auf Touristen. Besucher der Stadt werden für „grünes Verhalten“ belohnt. Wer etwa die öffentlichen Verkehrsmittel oder das Fahrrad benützt, bekommt kostenlose Mahlzeiten oder Zugang zu Kulturveranstaltungen.

Auf der Website heißt es „Ziel von CopenPay ist es, nachhaltiges Verhalten zu fördern und das Kulturerlebnis von Besuchern und Einwohnern Kopenhagens zu bereichern, indem grünes Handeln in eine Währung für kulturelle Erlebnisse umgewandelt wird.“ Ein derartiges „Nudging“ (to nudge = anstupsen) klingt erst einmal harmlos. Allerdings ist es auch ein weiterer kleiner Mosaikstein, der sich nahtlos in das Big Picture „Klimagerechtes Verhalten“ fügt.

Kit Knightley vom Off-Guardian warnt daher: „Dies ist ein soziales Kreditsystem. Sicherlich in kleinem Rahmen und auf freiwilliger Basis, […] Im Moment ist es noch optional und nur für Touristen gedacht. Sie testen die Stimmung. Wenn es nicht zu einem katastrophalen Fehlschlag kommt, wird das nicht lange so bleiben…“ Wahrscheinlich werde die „Belohnung grünen Handelns in die Bestrafung nicht-grünen Handelns“ übergehen. Die Initiatoren von CopenPay „…hoffen, dass wir das Pilotprojekt nicht nur fortsetzen, sondern auch andere Städte auf der ganzen Welt zu ähnlichen Initiativen inspirieren können.“ Vielleicht auch Barcelona?

Denn in der katalanischen Hauptstadt geht man gerade wenig zimperlich gegen den Massentourismus vor. Bilder von knapp 3 000 Demonstranten, die Touristen mit Wasserpistolen „beschossen“, machten auf den sozialen Medien die Runde, zudem sperrten die Demonstranten Hotels und Restaurants symbolisch mit roten Bändern. Motto: „Tourists go home!“ Im Jahr 2023 hatten insgesamt zwölf Millionen Touristen Barcelona besucht.

Bürgermeister Jaume Collboni kündigte an, bis 2028 mehr als 10 000 Ferienwohnungen für Touristen zu verbieten. Auch in Paris, Athen und Venedig hatte es zuvor schon Anti-Tourismus-Aktionen gegeben. Ob es sich um echte Graswurzelbewegungen handelt oder um gesteuerte Proteste im Sinne von „Degrowth“ (Antiwachstum) ist derzeit noch nicht klar erkennbar. 

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