Hinter den beiden Sentenzen „Alles fließt“ (Heraklit) und „Es werde Licht“ verbergen sich zwei entgegen gesetzte Weltanschauungen: zum einen die Welt als kausaler, in Ursache und Wirkung geordneter Prozess und zum anderen als akausales Geschehen aus dem Nichts. Der Physiker und Ingenieur Mathias Hüfner plädiert in seinem Essay für eine Wissenschaft, die sich an der Lebensrealität unserer technischen Welt orientiert.
Im Jahr 1801 entdeckte der französische Physiker Louis Jacques Thénard, dass sich Metalldrähte durch den galvanischen Strom zum Glühen bringen lassen – und befeuerte damit den Erfindergeist weiterer Wissenschaftler. Der US-amerikanische Erfinder John Wellington Starr bekam am 4. November 1845 das Britische Patent No. 10,919 für die Erfindung einer Glühlampe zugesprochen, die mithilfe von Karbonstiften in einem evakuierten Glaskolben zum Leuchten gebracht wird. Zuvor schon soll der Brite William Robert Grove 1840 die erste Glühlampe mit Platinglühfäden in Spiralform präsentiert haben, allerdings ohne Vakuum. Der Durchbruch für die technische Anwendung dieser Erfindung gelang dann Thomas Alva Edison 1881, und 1890 konnte er schon ganz New York beleuchten.
Es muss den Vatikan stark beunru-higt haben, dass das Licht nicht mehr auf Geheiß Gottes erschien. Um diese Zeit herrschte Papst Pius X. (Amtszeit von 1903–1914). Auf seine Anordnung, niedergeschrieben in seiner Enzyklika Pascendi Dominici gregis, begann die katholische Kirche den Kampf gegen die Moderne. Die Verbindung von Licht und Elektrizität widersprach dem Verständnis der Religion. Das erste Zitat aus dem ersten Buch Moses ist: „Es werde Licht.“ Gott spricht es aus und seine Idee materialisiert sich. Nach Auffassung des Heiligen Stuhls haben die Wissenschaften der heiligen Theologie auch heute noch wie eine Magd zu dienen. 2 Ich kenne kein neueres Statement aus dem Vatikan, das dem widerspräche.