Eine von der Bundesagentur für Sprunginnovationen SPRIND in Auftrag gegebene Umsetzungsstudie für den Bau einer sogenannten Transmutationsanlage hat die Vorteile gegenüber der Endlagerung radioaktiven Mülls aufgezeigt.
Im aktuellen raum&eit themenheft „Wissenschaft hinterfragt“ ist auch der Artikel „Neutralisierung radioaktiver Abfälle – Transmutation macht Endlagerung unnötig“ von Dipl.-Phys. Detlef Scholz abgedruckt. Der Autor zeigt darin mehrere viel versprechende wissenschaftliche Methoden auf, strahlende Materialien aus Kernkraftwerken, medizinischen Anwendungen, Forschungslabors etc. gefahrlos und in einer überschaubaren Zeitspanne entweder zu neutralisieren oder in weitaus schwächer und kürzer strahlende Isotope zu verwandeln.
Gigantische Profite durch Endlagerung
Dagegen spricht zum einen, dass die Endlagerung solcher Restmüllbestände ein gigantisches Geschäft ist, das bestimmte Player sich nur ungern verderben lassen – mit den bekannten Konsequenzen von Jahrtausende lang strahlenden Lagerstätten und der daraus abgeleiteten Ablehnung jeglicher Nutzung der Kernenergie. Zum anderen muss man inzwischen wirklich davon ausgehen, dass eine industriefähige stabile Energieversorgung gar nicht erwünscht ist – zumindest von einem Teil der politischen Akteure (Stichwort: Morgenthau-Plan).
Doch angesichts der ruinösen Energiepolitik in Deutschland, die den Niedergang der einst so ruhmvollen deutschen Industrie immer klarer vor Augen führt, scheinen sich nun erste Gegenreflexe zu zeigen.
Transmutation in stillgelegtem Kkw
So hat die Bundesagentur für Sprunginnovationen SPRIND eine Umsetzungsstudie für den Bau einer sogenannten Transmutationsanlage bei der TU München und dem TÜV in Auftrag gegeben. Dabei wurde ein Szenario durchgespielt, bei dem die Umwandlungsanlage in einem der stillgelegten Kernkraftwerke entsteht, die in Deutschland mittlerweile als Zwischenlager für Atommüll dienen. Durch die Transmutation soll die Strahlungsintensität des Mülls verringert und die Strahlungsdauer extrem verkürzt werden.
Rückgewinnung wertvoller Elemente
Um diese Ziele zu erreichen, werden bei dieser Methode die Atomkerne alter Brennstäbe mit Neutronen beschossen. Dabei zerfallen die Kerne in ungefährlichere Isotope. Das Projekt ermöglich überdies die (Rück-)Gewinnung verschiedener wertvoller Materialien aus abgebrannten Brennelementen wie Uran, Rhodium, Ruthenium, Cäsium, Strontium sowie die Edelgase Xenon und Krypton. Durch den Prozess entsteht zudem viel Hitze, die in Fernwärme-Netze eingespeist werden könnte.
Verringerte Strahlungsdauer
Bereits eine erste Demonstrationsanlage würde die Investitionskosten von rund 1,5 Milliarden Euro und jährlichen Betriebskosten von gut 115 Millionen Euro mehrfach wieder einspielen. Die nicht wiederverwertbaren Abfälle des untersuchten AKW ließen sich voraussichtlich innerhalb der Mindestbetriebsdauer der Anlage von 50 Jahren umwandeln. Die Strahlungsdauer werde dadurch von einer Million Jahre auf rund 800 Jahre verringert.
Dual Fluid Reaktor
Oder man füttert damit in Zukunft die sogenannten Dual Fluid Reaktoren, eine von deutschen Ingenieuren entwickelte Technologie, die aufgrund neuartiger Sicherheitsmeachanismen einen GAU intrinsisch unmöglich macht. DFR nutzen abgebrannte Brennstäbe, der entstehende Müll strahlt nur mehr 300 Jahre mit stark verminderter Intensität. Ein Versuchsreaktor wird derzeit in Ruanda gebaut. Er soll 2026 in Betrieb gehen.