Emanuel Swedenborg
So ist auch der Titel von Heims Buch „Postmortale Zustände“ 11 zu verstehen, denn er geht davon aus, dass das Bewusstsein den Körper auch nach dem Tode überdauert. Und damit steht er in einer Linie mit allen Mystikern, zum Beispiel Emanuel Swedenborg, der in seinen Schriften aus dem 18. Jh. ganz klar von einem Leben nach dem Tod spricht: „Der Körper dient dem Geis-te wie ein Werkzeug der lebendigen Bewegungskraft. Alles, was im Menschen lebt und empfindet, gehört seinem Geist an, und vom Haupt bis zur Fußsohle ist nichts im Menschen, was nicht lebt und empfindet. Deshalb bleibt der Mensch dennoch Mensch und lebt, auch wenn der Körper von seinem Geiste abgetrennt wird, was man sterben nennt.“ 12
Der Mensch ist damit ein Doppelwesen, ein Zentaur, der physisch in der Raumzeit existiert, aber eine ständige geistige Verbindung hat und damit auch auf der geistigen Ebene beeinflusst und beeinflusst wird.
Areopagita beschreibt dabei aber nicht nur eine Hierarchie, sondern er zeichnet auch unendlich viele Bewusstseinsdimensionen auf, die Heimat von bewusstseinsfähigen und gestalthaften Wesen sind. Dabei ist das Konstrukt der Bewusstseinsdimensionen quasi die Ur-Gestalt, die als Matrix für diese Frequenzbereiche dient, um die Bedingungen für die Parameter des Bewusstseins zu erschaffen, und die alle Gestaltungsmuster (Frequenzmuster) innerhalb dieser Bewusstseinsschichten enthält. Jeder Bereich ist von der Urenergie vollkommen durchflutet.
Die Jakobsleiter
Areopagita nennt die Ur-Gestalt die 3. Triade. Er nennt sie auch die Jakobsleiter 13, in der das Bewusstsein herab- und hinaufsteigt zwischen der Erde und dem Himmel – gemeint ist das Zentrum, der höchste geistige Bereich – in einem permanenten Kreislauf. Materie existiert demnach nur im Kosmos. In anderen Dimensionen existiert zwar eine Gestalthaftigkeit, was man als „Substanz“ bezeichnen könnte; jedoch sind die Phänomene des Raumes, der Zeit (Kausalität, Zeitempfinden) und der Materie die Bewusstseinsparameter des Kosmos, und damit sind alle physikalisch messbaren Phänomene (Relativitätstheorie, Quantenmechanik, Teilchenzoo, etc.) rein kosmischer Natur. Auch Heim zeigt in seiner Theorie auf, dass in allen Bereichen oberhalb der Raumzeit Bewusstsein ist – vermochte sie aber nicht so konkret darzustellen.
Auch der Mystiker Teilhard de Chardin war der Meinung, dass „im Schöpfungsausstoß Teile des [Ur-]Lichtes [Urenergie, d. V.] latent enthalten sind. Diese unterschiedlichsten Baustoffe, die sich vom Licht als Energien abspalten, durchdringen als Licht den gesamten Kosmos.“ 14
Werner Smigelski
Werner Smigelski, ein Mystiker unserer Zeit, sagt dazu: „Dabei ist das ‘Skalarpotential‘ die potentielle Energie des Vakuums, die jederzeit durch geeignete Kopplung in elektromagnetische Wellen und in Materie umgewandelt werden kann. Diese Energien können sowohl Bewusstsein und Psyche steuern, als auch umgekehrt von diesen beeinflusst werden. Dabei wirken sie auf den Fluss der Zeit ein und überwinden in Gedankenschnelle den Raum. Dieses Skalarpotential ist fundamentaler als die daraus abgeleiteten Kraftfelder und wirkt wie ein Akkumulator. […] Skalare sind nach irdischen Vorstellungen Energien ohne Ausgang und Ziel – sie sind nicht bestimmt und darum ist der Begriff der Urenergie viel besser, weil er alles offenhält. Die Ur-energie unterliegt als absolut ,offene‘ in den einzelnen Dimensionen den jeweiligen Strukturmustern, die wiederum gleichzeitig mit den Bestimmungen für die Umsetzung der Urenergie jeweils
dimensionsimmanent entstehen.“ 15
Jean Gebser
Die Strukturmuster des Kosmos sind demnach der Raum und damit auch die Zeit. Sie bestimmen den Aufbau dieser Bewusstseinsdimension sowie auch die Bedingungen, denen das Bewusstsein unterliegt – Raumvorstellungen, Zeitempfinden und damit auch das Verstehen in kausalen Wirkzusammenhängen. Dabei ist das menschliche Bewusstsein herausstechend, denn dieses hat bis heute eine sehr intensive Wandlung erfahren. Jean Gebser, ein deutsch-schweizerischer Philosoph und Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, hat ein Modell der Evolution von Bewusstseinsstrukturen vorgestellt 16, welches gleichermaßen auf die gesamte Menschheitsentwicklung wie auch auf jeden heranwachsenden Menschen zutrifft: Archaisches Bewusstsein, welches kaum vom Tier zu unterscheiden ist; magisches Bewusstsein (zum Beispiel Stammesvölker wie die Aborigines); mythisches Bewusstsein (zum Beispiel die Alten Ägypter und Babylonier); das griechisch-römische mentale Bewusstsein, in welchem Verstand und Vernunft vorherrschend sind –
dies trifft vor allem auf das heutige Europa zu. Diese Bewusstseinsstrukturen sind nicht wertend, sondern kategorisierend zu verstehen.
Jeder Mensch hat dabei seine eigene „Maßgabe“ – also die Bewusstseinsstruktur, auf welche sich sein Erwachsenwerden hin ausrichtet. Es ist aber auch immer ein Zustand, der sich im stetigen Wandel befindet. Dieser fand in der Menschheitsgeschichte laut Gebser aber nie über einen kontinuierlichen Prozess statt, sondern konstituierte sich sprunghaft und diskontinuierlich, sobald eine Bewusstseinsstruktur in ihre defizitäre Endphase gelangte. Dabei ist die sich herausbildende neue Bewusstseinsstruktur mit anderen Bedingungen (Parametern) des Erkennens verbunden: Während Gefühl und Verstand 17 im magischen Bewusstsein nur latent vorhanden sind, sind sie im mentalen Bewusstsein die primär leitenden Faktoren und können zum Erkennen führen.
Laut Gebser steht ein nächster großer Sprung im Bewusstsein der Menschheit bevor, den er „integrales Bewusstsein“ nennt. Deepak Chopra, ein indischer Spiritueller, spricht vom „Quantenbewusstsein“, zielt aber auf das Gleiche ab. Sri Aurobindo, ein indischer Philosoph, nannte es das „supramentale Bewusstsein“. Ihren Aussagen ist gemeinsam, dass diese neue Bewusstseinsstruktur eine neue Form des Erkennens beinhaltet – über bislang nicht konstituierte Bewusstseinsmöglichkeiten.
Zeitfreies Bewusstsein
Dabei ist das holistische Erfassen das wohl bedeutsamste Konzept – daher wäre der Begriff des holistischen Bewusstseins auch sehr zutreffend. Es versetzt einen Menschen nicht nur in die Lage, den kausalen Zusammenhang zu begreifen, sondern er gelangt zu einem umfassenden Erkennen des Ursachenbereiches im Heimschen Sinne – also der Vorgänge in den höheren Sphären, die uns bislang erkenntnismäßig verschlossen sind. Das meinte Gebser auch mit seiner Aussage, dass das integrale Bewusstsein ein „zeitfreies“ ist, denn diese höheren Bereiche liegen außerhalb der Raumzeit. Bewusstsein sei aber generell nicht nur dem Menschen möglich, denn nach Jean Émile Charon hat bereits jedes Atom Bewusstsein. Dieses strebt ebenfalls zur Höherpotenzierung, was in diesem Fall bedeutet, dass es in einen höheren Ordnungszustand strebt, also einer höheren Bewusstseinsstruktur. 18
Dieser Prozess einer „Höherpotenzierung des Bewusstseins“ im einzelnen Menschen und in der Menschheit ist dabei lediglich ein Ausschnitt eines universalen Kreislaufes, den Mystiker seit jeher dargestellt und beschrieben haben. Areopagita beschreibt diesen Kreislauf in einer Hierarchie unendlich vieler Bewusstseinsdimensionen als eine Dynamik des Bewusstseins unter wechselnden Bewusstseinsparametern. Wobei an der Dynamik von der Bewusstseins-Teilnahme und -Teilhabe an der Schöpfung lediglich die Letztere die Bewusstseinshöherpotenzierung darstellt und die Erstere eine conditio sine qua non ist. Daher stellt sich für das integrale Bewusstsein nicht nur die Frage nach den neuen Möglichkeiten, sondern auch nach der Art der Umsetzung: Teilnahme (Substantiierung, Form- und Stoffbindung) oder Teilhabe (Vergeistigung, Transparentwerdung, Loslösung). Es gilt daher, sich diesen Erkenntnissen zu stellen, indem unsere Wahrnehmung höherpotenziert wird zu einem holistischen Erfassen des Wirkzusammenhanges im integralen Bewusstsein. Swedenborg hält den Menschen im aktuellen Bewusstsein darum dazu an, über Analogien auf die höheren Sphären zu schließen.
Das Integrale Bewusstsein erfordert es, physikalische Begriffe zu aktualisieren, um sie an das Heimsche Weltbild anzudocken und spirituell einzuordnen. In der nächsten Ausgabe werden daher einige physikalische Begriffe einer holistischen Betrachtungsweise unterzogen.