Das integrale Bewusstsein

Weiterentwicklung von Heims 12-dimensionalem Weltbild

Mit der Entwicklung der Quantenphysik lässt sich der Paradigmenwechsel in der Wissenschaft nicht mehr aufhalten. Der Primat der Materie wird unhaltbar und muss einer
geistigen Grundlage Platz machen. Dieser Wandel geht einher mit einer neuen Bewusstseinsstruktur, dem integralen Bewusstsein. René Bartelmus blickt auf die Protagonisten einer neuen Wissenschaft, unter denen das 12-dimensionale Weltbild des Physikers Burkhard Heim einen besonderen Platz einnimmt.

Von René Bartelmus, Düsseldorf

Wir leben in einer Umbruchszeit, die von einem Paradigma der Materie übergeht zu einem Paradigma des Geistes. Philosophen sahen bereits in der griechischen Antike die Dualität der Materie und des Geistes als Grundvoraussetzung für all ihre Überlegungen. Mit dem Aufkommen der Physik als reine „Naturlehre“ 1 ab etwa dem 16. Jahrhundert trat eine „dunkle Zeit des Geistes“ ein, die ihren Wendepunkt erst in der Proklamation des Welle-Teilchen-Dualismus und der Entstehung der Quantenmechanik im 20. Jahrhunderts allmählich erlebt hat. In all jenen Zeiten jedoch haben Mystiker, Heilige und Philosophen das Bewusstseinsparadigma des Dualismus stetig weitergetragen – auch bis heute. Es ist nun an der Zeit, die Physik als „Naturlehre“  abzulösen und in eine Ära des „Supramentalen Quantenbewusstseins“ einzutreten, welches endlich aufgibt, die Welt nur von einer Seite zu betrachten und beginnt, die holistische Perspektive einzunehmen – sozusagen eine „Holologie“.

Denn Dualismus von Geist und Materie bedeutet zugleich auch, dass eine ständige Wechselwirkung zwischen beiden stattfindet und dass sie eng miteinander verbunden sind. Die Materie entsteht und besteht nicht aus sich selbst heraus, sondern ihr liegt eine ständige Geist-Ursache zugrunde. Das meinte auch Max Planck, als er sagte, dass der „Geist der Urgrund aller Materie ist, wobei nicht die sichtbare und vergängliche Materie das wahre Reale ist, sondern der unsichtbare und unsterbliche Geist dahinter: Gott“. 2  

Burkhard Christian Ludwig Alexander Heim (1925–2001), deutscher Physiker. Sein Lebenswerk führt die Kulturgeschichte der modernen Physik in die Zukunft und nach Max Planck und Werner Heisenberg ist er der maßgebliche Vordenker in einer naturwissenschaftlichen Disziplin, die einzig und allein in der Lage ist, auch die Feinstofflichkeit in einem mehrdimensionalen Raum-Zeit-Gefüge zu erfassen und nachzuweisen. Heim war davon überzeugt, dass mit dem Tode des Menschen dessen Trans-Strukturen erhalten bleiben, weil aus seiner Theorie die Fortexistenz des menschlichen Bewusst-seins folgt (was überdies formal beschrieben werden kann). Da er wegen seiner Theorie einiges auch über die Fortexistenz nach dem Tode sagen könnte, fühlte er die Pflicht, sich damit an die Öffentlichkeit zu wenden. Aufgrund eines schwersten körperlichen Handicaps führte Burkhard Heim ein zurückgezogenes Leben. 

Die Urenergie

Dieser „geistige Urgrund“ lässt sich begrifflich zusammenfassen unter dem Begriff der „Urenergie“. Angelehnt am Begriff der „Energie“ ist hier der rein energetische und damit geistige Aspekt angedeutet. Gleichzeitigt weist das Präfix „Ur“ darauf hin, dass es sich hierbei um das Ursprüngliche handelt, welches aufgrund seiner rein energetischen Natur für uns nicht vorstellbar ist, sondern nur als „Reingeistiges“ zu verstehen ist. Die Urenergie lässt sich in der Physik phänomenologisch unter dem Begriff der Wellenfunktion wiederfinden und ist Strahlung – hier ist nicht der physikalische Kategorienbegriff gemeint, sondern nur zu verstehen als „Strahlen einer Energielebendigkeit“, die aus ursprünglichen, nicht messbaren Bereichen kommen.

Burkhard Heim, ein wenig anerkannter und beachteter deutscher Physiker aus dem 20. Jahrhundert, hat sich sein ganzes Leben lang mit dem Dualismus von Geist und Materie beschäftigt und hat dabei ein ganzheitliches Modell entworfen, welches nicht nur die Physik des Mikrokosmos mit der des Makrokosmos, sondern auch mit der Metaphysik des Geistes verbindet. In diesem Modell unternimmt Heim den Versuch, diesen Dualismus in einem 12-dimensionalen Hyperraum zu konzipieren, und unterscheidet zunächst drei grundlegende Bereiche voneinander: Die „geistigen“ Dimensionen x9–x12; die „raumzeitlichen“ 3 Dimensionen x1–x4; und die „Vermittlerbereiche“ oder Überlappungsbereiche x5–x8. Dabei finde durch alle Dimensionen hindurch ein ständiger Energieaustausch statt, wobei die Urenergie aus dem höchsten geis-tigen Ursprung bis in die Vermittlerbereiche ströme, um sich dort quasi „einzufärben“ und zu dem zu „kondensieren“, was in der Physik als das „Elementarteilchenuniversum“ bekannt ist und zu den physikalischen Phänomenen führt. In den höheren Bereichen sieht Heim Bewusstseinsvorgänge und geistige Kräfte wirken, die zwar ständig vorhanden sind, aber im gegenwärtigen menschlichen Bewusstsein nicht direkt wahrgenommen werden können, sondern nur über ihre Wirkungen erkennbar sind. So lassen sich laut Heim unter anderem auch das Gedächtnis und paranormale Phänomene wie „Geisterradio“ 4 und Geisterscheinungen mit seinem Modell stimmig erklären, die sich mithilfe der modernen Wissenschaft bisher nicht in Zusammenhang bringen ließen. 

Durch alle Dimensionen hindurch findet ein ständiger Energieaustausch statt.

Universum vs. Kosmos

Im Zusammenhang mit dieser Voraussetzung muss auch unbedingt eine begriffliche Unterscheidung von „Universum“ und „Kosmos“ festgelegt werden, die im allgemeinen Sprachgebrauch oft fälschlicherweise synonym verwendet werden: Als Universum (von lat.: universus „gesamt“; von unus und versus „in eins gekehrt“) wird allgemein die Gesamtheit aller hierarchisch angeordneten Dimensionen bezeichnet. Das Universum ist damit ein Gegenstand philosophischer und religiöser Überlegungen, deren Ursprung im mythischen und religiösen Bereich zu finden ist. Kosmos (von griechisch κόσμος (kósmos) „(Welt-)Ordnung“) ist die Welt aller wahrnehmbaren Phänomene wie Galaxien, Sonnensysteme und Planeten, die mittels physikalischer Gesetzmäßigkeiten beschrieben werden können. Die Kosmologie (griechisch κοσμολογία – hier: die Lehre von der Welt) beschäftigt sich mit dem Ursprung, der Entwicklung und der grundlegenden Struktur des Kosmos. In dieser Unterscheidung soll der Geist-Materie-Dualismus verdeutlicht werden; das ist eine unabdingbare Voraussetzung für alle weiteren Diskussionen.

Die Prozesse der Urenergie im Universum steuern alle materiellen Vorgänge im Kosmos. Die kosmische Welt ist damit immer ein Spiegelbild einer universalen Ideenwelt (vergleiche „Timaios“ – Platon 5). Somit sind Materie und Ideenursprung insofern immer synchron zueinander, als dass sich die Strahlungen der Urenergie zu Materie manifestieren und diese lenken. Dabei beginnt die Energie in der Materie selbst wieder zu strahlen, was eine gegenseitige Wechselwirkung hervorruft: Die Materie wird lebendig. Sie strahlt dabei so lange, bis sie sich wieder auflöst – Heim bezeichnet diesen Vorgang als Radioaktivität, indem er auf die Phänomene außerhalb der Raumzeit blickt, die er mit seinem Modell als einen Auflösungsprozess eines stabilen Gebildes von Strömungen erklärt. Andersherum entstehe Materie über die Bildung stabiler Zustände in den höheren Dimensionen. Laut Heim ist die Raumzeit den direkten Einflüssen der Dimensionen x5 und x6, dem sogenannten Steuerungsraum, ausgesetzt. 

Nikola Tesla (1856–1943), serbisch-am. Erfinder, Physiker und Elektroingenieur. Sein Lebenswerk ist geprägt durch zahlreiche Neuerungen auf dem Gebiet der Elektrotechnik, insbesondere der Energietechnik. Gilt als Begründer der „Skalarphysik“.
Dionysius Areopagita ist das Pseudonym eines nicht näher bekannten christlichen Autors im 5. Jahrhundert. Er nannte sich nach dem ersten Bischof von Athen, der im 1. Jahrhundert vom Apostel Paulus bekehrt worden war.
David Joseph Bohm (1917–1992), US-am. Quantenphysiker und Philosoph. Bohm war insbesondere im Bereich der Vielteilchen- theorie und der Grundlagen der Quanten- mechanik tätig und der Begründer der bohmschen Mechanik, einer alternativen Interpretation der Quantenmechanik.

Teslas Ätherkonzept

Nikola Tesla sagt in seinem Ätherkonzept ebenfalls aus, dass jegliche Materie immer über den Äther entstehe. Skalarwellen seien quasi die Kraftumsetzung des Äthers. 6 Der Äther sei dabei aber das Umschlagsmodul für die Urenergie. An sich sei er noch kein „Kraftmotor“, sondern stelle sozusagen als virtuelles Gebilde das Skalarpotential (potential = möglich) bereit, welches erst durch Strahlungen der Urenergie selbst das Potential umwandelt in eine Kraft, welche die Skalarwellen sind. 7 Tesla wörtlich: 

Das gleiche gilt für alle Versuche, die Funktionsweise des Universums zu erklären, ohne die Existenz des Äthers und dessen elementare Bedeutung in Bezug auf dieses Phänomen anzuerkennen. […] Es gibt keine andere Energie in der Materie als diejenige, die aus der Umgebung empfangen wird. Das gilt rigoros für Moleküle, Atome sowie für die größten Himmelskörper, und für alle Materie im Universum in jeder Phase ihrer Existenz ab ihrer Entstehung bis hin zur völligen Auflösung.“ 8  

Auch andere Physiker befassen sich gegenwärtig mit dem Skalarpotential und Skalarwellen in der Forschung zur Energiegewinnung, z. B.: Prof. Dr. Konstantin Meyl, der auch ein Institut zu diesem Zweck gegründet hat, Dr. Thomas Bearden, Prof. Dr. Turtur oder Jean Émile Charon – um nur einige zu nennen. Die einheitliche Feldtheorie ist nur möglich, wenn auch die äußeren Sphären mit einbezogen werden, denn ohne sie ist Leben nicht erklärbar. Heim spricht von den Vermittlerdimensionen x5–x8. Diese Dimensionen seien Bereiche, die zwischen den Geisträumen und der Raumzeit stehen und die Strahlungen in ihren Qualitäten beeinflussen – quasi „einfärben“. 

Dionysius Areopagita

Auch der Mystiker Dionysius Areopagita 9 beschreibt eine unendliche Frequenzskala von hierarchisch aufgestellten Bewusstseinsdimensionen, deren höchster Frequenzbereich reingeistig zu verstehen ist und dessen niedrigster Bereich dem materiellen Kosmos entspricht. Die Bewusstseinsdimensionen sind untereinander verbunden, wobei sich benachbarte Bewusstseinsdimensionen nach Areopagita überlappen und so die Urenergie als der alles verbindende Strahl in eine Richtung durch sie hindurchfließt. 

Heim bezeichnet den kosmischen Überlappungsbereich mit „Steuerungsraum“ und „Informationsraum“, welche wiederum spiegelbildlich zueinander zu verstehen sind. Er beschreibt damit die zugrundeliegenden Prozesse in der Raumzeit und ihre Verbindung zur benachbarten Bewusstseinsdimension ähnlich wie Areopagita. In diesen Bewusstseinsdimensionen vollzieht sich laut Areopagita der Fluss der Urenergie – von den höheren Bereichen zu den niederen Bereichen – nicht aber umgekehrt. So beeinflussen Prozesse aus höheren Bewusstseinsdimensionen alle darunterliegenden Bereiche bis hin zum Kosmos (Kaskadeneffekt). Diese Prozesse im Kosmos ließen sich demnach im Steuerungsraum verorten und sich über den Äther und das Skalarpotential beziehungsweise die Skalarwellen erklären. So bezeichnete auch Werner Heisenberg die „Potentia“ als die transzendente Ursache für Prozesse der Raumzeit, indem er sagte: „Ich meine, dass das Universum als formlose Potentia in unzähligen möglichen Verzweigungen im transzendenten Bereich existiert und erst dann manifest wird, wenn es von bewussten Wesen beobachtet wird.“10

David Bohm

Auch David Bohm, ein amerikanischer Physiker und Zeitgenosse Heims, unterscheidet zwischen der „impliziten Ordnung“ – jener geistigen Wirkursache – und der „expliziten Ordnung“, welche als Resultat der impliziten Ordnung das Wirkungsergebnis darstellt. Dabei behauptete er zwar, dass das menschliche Gehirn aufgrund von mathematisch darstellbaren Prozessen und Quanteneffekten funktioniere, postulierte aber gleichzeitig, dass Gedanken nichtlokal sind, also implizit. Heim spricht von Bewusstsein und Gedanken als geistigen Aspekten, die er in den Dimensionen x5–x12 sieht. Die daraus resultierenden Schlussfolgerungen sind grundlegend, zumal Heim bereits davon ausgeht, dass das Bewusstsein weder im physischen Gehirn zu finden ist, noch die Bewusstseinsprozesse sich im Gehirn abspielen. 

Emanuel (von) Swedenborg (1688 –1772), schwed. Wissenschaftler, Mystiker und Theosoph
Jean Gebser (1905–1973), dt.-schwz. Philosoph, Schriftsteller und Übersetzer. Er gilt als einer der ersten kulturwissen- schaftlich orientierten Bewusstseins- forscher, die ein Strukturmodell der Bewusstseinsgeschichte des Menschen etabliert haben.

Emanuel Swedenborg

So ist auch der Titel von Heims Buch „Postmortale Zustände“ 11 zu verstehen, denn er geht davon aus, dass das Bewusstsein den Körper auch nach dem Tode überdauert. Und damit steht er in einer Linie mit allen Mystikern, zum Beispiel Emanuel Swedenborg, der in seinen Schriften aus dem 18. Jh. ganz klar von einem Leben nach dem Tod spricht: „Der Körper dient dem Geis-te wie ein Werkzeug der lebendigen Bewegungskraft. Alles, was im Menschen lebt und empfindet, gehört seinem Geist an, und vom Haupt bis zur Fußsohle ist nichts im Menschen, was nicht lebt und empfindet. Deshalb bleibt der Mensch dennoch Mensch und lebt, auch wenn der Körper von seinem Geiste abgetrennt wird, was man sterben nennt.“ 12

Der Mensch ist damit ein Doppelwesen, ein Zentaur, der physisch in der Raumzeit existiert, aber eine ständige geistige Verbindung hat und damit auch auf der geistigen Ebene beeinflusst und beeinflusst wird.

Areopagita beschreibt dabei aber nicht nur eine Hierarchie, sondern er zeichnet auch unendlich viele Bewusstseinsdimensionen auf, die Heimat von bewusstseinsfähigen und gestalthaften Wesen sind. Dabei ist das Konstrukt der Bewusstseinsdimensionen quasi die Ur-Gestalt, die als Matrix für diese Frequenzbereiche dient, um die Bedingungen für die Parameter des Bewusstseins zu erschaffen, und die alle Gestaltungsmuster (Frequenzmuster) innerhalb dieser Bewusstseinsschichten enthält. Jeder Bereich ist von der Urenergie vollkommen durchflutet. 

Die Jakobsleiter

Areopagita nennt die Ur-Gestalt die 3. Triade. Er nennt sie auch die Jakobsleiter 13, in der das Bewusstsein herab- und hinaufsteigt zwischen der Erde und dem Himmel – gemeint ist das Zentrum, der höchste geistige Bereich – in einem permanenten Kreislauf. Materie existiert demnach nur im Kosmos. In anderen Dimensionen existiert zwar eine Gestalthaftigkeit, was man als „Substanz“ bezeichnen könnte; jedoch sind die Phänomene des Raumes, der Zeit (Kausalität, Zeitempfinden) und der Materie die Bewusstseinsparameter des Kosmos, und damit sind alle physikalisch messbaren Phänomene (Relativitätstheorie, Quantenmechanik, Teilchenzoo, etc.) rein kosmischer Natur. Auch Heim zeigt in seiner Theorie auf, dass in allen Bereichen oberhalb der Raumzeit Bewusstsein ist – vermochte sie aber nicht so konkret darzustellen. 

Auch der Mystiker Teilhard de Chardin war der Meinung, dass „im Schöpfungsausstoß Teile des [Ur-]Lichtes [Urenergie, d. V.] latent enthalten sind. Diese unterschiedlichsten Baustoffe, die sich vom Licht als Energien abspalten, durchdringen als Licht den gesamten Kosmos.“ 14

Werner Smigelski

Werner Smigelski, ein Mystiker unserer Zeit, sagt dazu: „Dabei ist das ‘Skalarpotential‘ die potentielle Energie des Vakuums, die jederzeit durch geeignete Kopplung in elektromagnetische Wellen und in Materie umgewandelt werden kann. Diese Energien können sowohl Bewusstsein und Psyche steuern, als auch umgekehrt von diesen beeinflusst werden. Dabei wirken sie auf den Fluss der Zeit ein und überwinden in Gedankenschnelle den Raum. Dieses Skalarpotential ist fundamentaler als die daraus abgeleiteten Kraftfelder und wirkt wie ein Akkumulator. […] Skalare sind nach irdischen Vorstellungen Energien ohne Ausgang und Ziel – sie sind nicht bestimmt und darum ist der Begriff der Urenergie viel besser, weil er alles offenhält. Die Ur-energie unterliegt als absolut ,offene‘ in den einzelnen Dimensionen den jeweiligen Strukturmustern, die wiederum gleichzeitig mit den Bestimmungen für die Umsetzung der Urenergie jeweils
dimensionsimmanent entstehen.“
 15

Jean Gebser

Die Strukturmuster des Kosmos sind demnach der Raum und damit auch die Zeit. Sie bestimmen den Aufbau dieser Bewusstseinsdimension sowie auch die Bedingungen, denen das Bewusstsein unterliegt – Raumvorstellungen, Zeitempfinden und damit auch das Verstehen in kausalen Wirkzusammenhängen. Dabei ist das menschliche Bewusstsein herausstechend, denn dieses hat bis heute eine sehr intensive Wandlung erfahren. Jean Gebser, ein deutsch-schweizerischer Philosoph und Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, hat ein Modell der Evolution von Bewusstseinsstrukturen vorgestellt 16, welches gleichermaßen auf die gesamte Menschheitsentwicklung wie auch auf  jeden heranwachsenden Menschen  zutrifft: Archaisches Bewusstsein, welches kaum vom Tier zu unterscheiden ist; magisches Bewusstsein (zum Beispiel Stammesvölker wie die Aborigines); mythisches Bewusstsein (zum Beispiel die Alten Ägypter und Babylonier); das griechisch-römische mentale Bewusstsein, in welchem Verstand und Vernunft vorherrschend sind –
dies trifft vor allem auf das heutige Europa zu. Diese Bewusstseinsstrukturen sind nicht wertend, sondern kategorisierend zu verstehen. 

Jeder Mensch hat dabei seine eigene „Maßgabe“ – also die Bewusstseinsstruktur, auf welche sich sein Erwachsenwerden hin ausrichtet. Es ist aber auch immer ein Zustand, der sich im stetigen Wandel befindet. Dieser fand in der Menschheitsgeschichte laut Gebser aber nie über einen kontinuierlichen Prozess statt, sondern konstituierte sich sprunghaft und diskontinuierlich, sobald eine Bewusstseinsstruktur in ihre defizitäre Endphase gelangte. Dabei ist die sich herausbildende neue Bewusstseinsstruktur mit anderen Bedingungen (Parametern) des Erkennens verbunden: Während Gefühl und Verstand 17 im magischen Bewusstsein nur latent vorhanden sind, sind sie im mentalen Bewusstsein die primär leitenden Faktoren und können zum Erkennen führen. 

Laut Gebser steht ein nächster großer Sprung im Bewusstsein der Menschheit bevor, den er „integrales Bewusstsein“ nennt. Deepak Chopra, ein indischer Spiritueller, spricht vom „Quantenbewusstsein“, zielt aber auf das Gleiche ab. Sri Aurobindo, ein indischer Philosoph, nannte es das „supramentale Bewusstsein“. Ihren Aussagen ist gemeinsam, dass diese neue Bewusstseinsstruktur eine neue Form des Erkennens beinhaltet – über bislang nicht konstituierte Bewusstseinsmöglichkeiten. 

Zeitfreies Bewusstsein

Dabei ist das holistische Erfassen das wohl bedeutsamste Konzept – daher wäre der Begriff des holistischen Bewusstseins auch sehr zutreffend. Es versetzt einen Menschen nicht nur in die Lage, den kausalen Zusammenhang zu begreifen, sondern er gelangt zu einem umfassenden Erkennen des Ursachenbereiches im Heimschen Sinne – also der Vorgänge in den höheren Sphären, die uns bislang erkenntnismäßig verschlossen sind. Das meinte Gebser auch mit seiner Aussage, dass das integrale Bewusstsein ein „zeitfreies“ ist, denn diese höheren Bereiche liegen außerhalb der Raumzeit. Bewusstsein sei aber generell nicht nur dem Menschen möglich, denn nach Jean Émile Charon hat bereits jedes Atom Bewusstsein. Dieses strebt ebenfalls zur Höherpotenzierung, was in diesem Fall bedeutet, dass es in einen höheren Ordnungszustand strebt, also einer höheren Bewusstseinsstruktur. 18

Dieser Prozess einer „Höherpotenzierung des Bewusstseins“ im einzelnen Menschen und in der Menschheit ist dabei lediglich ein Ausschnitt eines universalen Kreislaufes, den Mystiker seit jeher dargestellt und beschrieben haben. Areopagita beschreibt diesen Kreislauf in einer Hierarchie unendlich vieler Bewusstseinsdimensionen als eine Dynamik des Bewusstseins unter wechselnden Bewusstseinsparametern. Wobei an der Dynamik von der Bewusstseins-Teilnahme und -Teilhabe an der Schöpfung lediglich die Letztere die Bewusstseinshöherpotenzierung  darstellt und die Erstere eine conditio sine qua non ist. Daher stellt sich für das integrale Bewusstsein nicht nur die Frage nach den neuen Möglichkeiten, sondern auch nach der Art der Umsetzung: Teilnahme (Substantiierung, Form- und Stoffbindung) oder Teilhabe (Vergeistigung, Transparentwerdung, Loslösung). Es gilt daher, sich diesen Erkenntnissen zu stellen, indem unsere Wahrnehmung höherpotenziert wird zu einem holistischen Erfassen des Wirkzusammenhanges im integralen Bewusstsein. Swedenborg hält den Menschen im aktuellen Bewusstsein darum dazu an, über Analogien auf die höheren Sphären zu schließen.

Das Integrale Bewusstsein erfordert es, physikalische Begriffe zu aktualisieren, um sie an das Heimsche Weltbild anzudocken und spirituell einzuordnen. In der nächsten Ausgabe werden daher einige physikalische Begriffe  einer holistischen Betrachtungsweise unterzogen.

Fußnoten

1 „Physik“ von gr. φυσις = Natur;
τα Φυσικα = Naturlehre
2 Archiv zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft, Abt. Va, Rep. 11 Planck, Nr. 1797
3 A. Einstein: Die Raumzeit sind die drei Raumdimensionen plus der Zeit
4 Heim hat die Technik so optimiert, dass sich klare Stimmen erkennen ließen – obwohl sich das Radio in einem Faradayschen Käfig befand. Siehe auch I. v. Ludwiger zu Heim: http://cropfm.at/cropfm/jsp/past_shows.jsp?showid=heim2, abgerufen am 09.07.2018
5 Siehe auch Platons Ideenlehre oder das „Höhlengleichnis“. Philosophische Auseinandersetzungen wie diese sollten unbedingt noch einmal auf die hier beschriebenen Aspekte hin überdacht werden.
6 Er stellte sich damit auch gegen Einsteins Behauptung, der Raum sei gekrümmt. Auch laut Heims Theorie findet eine einsteinsche Raumkrümmung nicht statt. Siehe http://www.tesla.hu/tesla/articles/19370710.doc, Seite 1, abgerufen am 09.07.2018
7 Vergleiche T. Bearden zu Nikola Tesla: https://www.quant-vital.de/nikola-teslas-wellentheorie-skalarwellen-von-tom-bearden.html, abgerufen am 09.07.2018
8 Zitat aus dem Englischen frei übersetzt und leicht gekürzt durch den Autor: http://www.tesla.hu/tesla/articles/19370710.doc, Seite 1, abgerufen am 09.07.2018
9 Dionysius Areopagita hat vermutlich im 5. Jh. n.Chr. gelebt.
Sein Werk „Über die Himmlische Hie-rarchie“ ist wohl das bedeutendste Werk nach der Bibel. (https://www.britannica.com/biography/Pseudo-Dionysius-the-Areopagite, abgerufen am 09.07.2018)
10 Amit Goswami: „The Self-Aware Universe: How Consciousness Creates the Material World”, Jeremy P. Tarcher/Putnam, New York, 1993, S. 141
11 Burkhard Heim (Andreas Resch, Herausgeber): „Postmortale Zustände? Die televariante Area integraler Weltstrukturen“, Andreas Resch Verlag, Innsbruck, 1980
12 Emanuel Swedenborg: „Der Verkehr zwischen Leib und Seele“, Renatus Verlag Lorch (Württ.), 1930
13 Laut der biblischen Erzählung in Gen. 28,11 EU träumt Jakob von der Engelsleiter. Siehe auch Werner Smigelski: „Der Traum des Jakob“, Books on Demand GmbH,
Norderstedt, 2005
14 Teilhard de Chardin:
„Die Entstehung des Menschen“,
C. H. Beck, München, 1921
15 Werner Smigelski: „Energie, Substanz, Bewusstsein“, Books on Demand GmbH, Norderstedt, 2012
16 Jean Gebser: „Ursprung und Gegenwart“, Novalis-Verlag, 1999
17 Nicht zu verwechseln mit „Intelligenz“
18 Jean Émile Charon: „Tod, wo ist Dein Stachel? Die Unsterblichkeit des Bewusstseins“, Ullstein, 1981

Autor

René Bartelmus
M. Sc.

René Bartelmus, Jahrgang 1983, studierte Informatik und Physik und machte seinen Abschluss als „Master of Science“ in Informatik. Er arbeitet als Softwareentwickler in seiner Heimatstadt Düsseldorf. Befasst sich seit 2011 intensiv mit den Themen Bewusstsein, Mystik, Religionen, Physik, Medizin und Philosophie. Sein Bestreben ist es, die Bereiche der Spiritualität und der Physik miteinander in Einklang zu bringen.

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