Winterharte Exoten
r&z: Bauen Sie in ihrem österreichischen Waldgarten auch exotische Pflanzen an?
B.G: Man darf die alten Obstarten, wie die Mispel nicht vergessen. Es ist die letzte Frucht im Gartenjahr, die wir ernten.
Aber es gibt auch interessante Neuankömmlinge, wie zum Beispiel die Virginische Kaki oder auch Amerikanische Persimone genannt. In manchen Gebieten kann man auch Feigenbäume anpflanzen. Außerdem gibt es noch die Paupau. Diese wird auch als Indianer Banane bezeichnet und schmeckt wie eine Mischung aus Banane und Ananas. Es ist eine wunderbare Frucht, aber ich kann sie nicht in Massen essen. Dann gibt es noch den chinesischen Gemüsebaum. Man isst seine Blätter, die sehr würzig schmecken. Er erinnert vom Geschmack an asiatische Gerichte. Wir machen aus seinen Blättern Pesto. Zusammen mit Winterheckenzwiebeln und Walnüssen ergibt dies einen sehr aromatischen veganen Brotaufstrich.
Planung eines Waldgartens
r&z: Was ist zu beachten, wenn man selbst einen
Waldgarten anlegen will?
B. G.: Wichtig sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen. Wo lege ich den Waldgarten an? Es gibt verschiedene Bestimmungen für bestimmte Flächen. Ich darf zum Beispiel in einen bestehenden Wald kein Edelobst anpflanzen. Vor allem Förderungsbezieher müssen da aufpassen. Ich muss mich informieren, ob ich aus einer Wiese zum Beispiel einen Acker machen darf. Sobald meine Fläche einen zu hohen Anteil an Waldbäumen hat, kann diese zu einem Waldgrundstück umdeklariert werden. Dadurch kommt es zu einer Wertminderung meines Grundstücks. Eine Waldfläche kostet bei uns circa vier Euro pro Quadratmeter, im Vergleich dazu kostet der Ackerboden 21 Euro. Ich muss natürlich auch die Abstände zu den Grundstücksgrenzen einhalten. Da sind die Regelungen bei uns in Österreich je nach Bundesland verschieden. Außerdem muss ich darauf achten, die angrenzenden Nachbar-Grundstücke nicht zu beschatten.
Wichtig ist auch, dass ich mir ein System überlege, wie ich rasch Erträge bekomme, da Obstbäume eine bestimmte Zeit brauchen, bis sie Früchte produzieren. Um von Anfang an ernten zu können, sollte ich einjährige Pflanzen, wie zum Beispiel Kürbis und Kartoffeln zwischen die Bäume und Sträucher pflanzen. Ich plane mit einer natürlichen Sukzession, also Besiedelung von einjährigen, extensiven Kulturen hin zu einem mehrjährigen komplexen System.
Dann sollte ich bei der Planung die drei Aspekte Wind, Wasser und Wege bedenken. Wie kann ich den Waldgarten bewirtschaftbar machen? Also wie ordne ich die Pflanzen an? Zum Beispiel in Reihen, damit sie besser beerntbar sind. Wie breit müssen meine Wege sein? Komme ich mit der Schubkarre oder mit dem Traktor durch den Waldgarten? Solche Fragen beantworte ich in meinen Kursen und erstelle mit den SeminarteilnehmerInnen Pflanzpläne und Pflanzenlisten.
r&z: Wo findet man Waldgärten in Europa?
B. G.: Martin Crawford hat in Dartington, im Südwesten Englands einen großen Waldgarten angelegt, den man besichtigen kann. In England ist das Thema viel weiter verbreitet. Auch in Holland tut sich da einiges. In Bayern gibt es den
Mienbacher Waldgarten von Hannelore Zech. In Deutschland und auch bei uns in Österreich geht es jetzt so richtig los. Die Menschen sehnen sich nach zukunftsfähigen Alternativen. Sie kommen in das Bewusstsein, dass unser Grund und Boden unsere Lebensgrundlage ist. Viele der Interessierten landen dann bei Agroforstsystemen wie dem essbaren Waldgarten. Ich habe das Glück, dass ich gemeinsam mit meinem Vater auf jahrzehntelange Erfahrung hier im Voralpenraum zurück blicken kann, wir aber immer wieder gerne neue Dinge ausprobieren. Besonders freut uns, dass wir das Interesse auch in unseren Kindern und Enkelkindern wecken konnten.
r&z: Kann man Ihren Waldgarten als Privatperson besichtigen?
B. G.: Ja. Jedes Jahr zu Pfingsten gibt es ausgeschriebene, geführte Touren durch unseren Waldgarten. Es können aber auch Touren extra gebucht werden, was besonders sinnvoll ist, wenn man eine Beratung zum Waldgärtnern wünscht. Dann bekommt man gleich eine Vorstellung, wie ein Waldgarten aussehen kann.
r&z: Vielen Dank für das Gespräch.