Abbauform gibt Rätsel auf
Welche Techniken kennen wir aus der Vergangenheit, die im Bergbau Verwendung fanden? Da wäre, um nur ein Beispiel zu nennen, das „Feuersetzen“, also das stundenlange Erhitzen des Gesteins durch Holzfeuer beziehungsweise Flammen. Durch eine schnelle Abkühlung des erhitzten Felsens mit Wasser bekam das Gestein dann Risse und man konnte die losen Teile relativ leicht mit einem Stein, Hammer oder Hirschgeweihspitzen (im prähis-
torischen Zeitraum) entfernen. Soweit die allgemein gültige Theorie. Dies war aber nur an der Oberfläche in „Pingen“ oder in gut durchlüfteten großen Hohlräumen möglich. In einem engen Stollen ohne Wetterführung wäre der Sauerstoffgehalt der Luft innerhalb von nur wenigen Minuten komplett verbraucht gewesen, denn Feuer benötigt reichlich Sauerstoff und kein Mensch hätte dort überleben können. Diese Abbauform kennen wir schon aus dem Paläolithikum, also der Altsteinzeit, wo bereits nach Rohstoffen beziehungsweise Mineralien in ganz Europa und anderen Teilen unseres Planeten gesucht wurde.
Als zweite Variante wäre der Vortrieb in den Felsen mit Meißel und Hammer, also mit dem „Gezähe“, zu nennen. So lange der zu bearbeitende Gesteinskörper keine hohe Festigkeit hatte, wie beispielsweise Löss, Sandstein, Tuff oder andere verfestigte sandige Ablagerungen, die sogar mit härteren Steinen bearbeitet werden konnten, war ein schneller Vortrieb kein Problem. Bei Felsstrukturen wie Granit, Basalt, Gneis oder Amphibolit mit einem Härtegrad zwischen 7,2 und 8,6 (Härteskala nach Mohs) war ein Vordringen in den Berg von vielen Faktoren abhängig. Existierten Klüfte oder Schichtflächen konnte man sich entlang dieser natürlich vorgegebenen Gesteinsfaltungen und Störungen etwas leichter in das Felsmassiv hinein arbeiten, weil man in diesen Gesteinsrissen den Meißel, einen Keil oder eine Brechstange ansetzen und dadurch größere Stücke aus der Felswand im Stollen brechen konnte. War es ein kompakter, in sich abgeschlossener Gesteinskörper, tauchten Probleme auf, da eine massive Felsfläche ohne Ansatzpunkte zum Herausbrechen des Gesteins bearbeitet werden musste. Dazu benötigte man damals wie auch heute scharfe und spitze gehärtete Metallwerkzeuge, die allerdings durch den Gebrauch recht schnell stumpf wurden. Im Durchschnitt brauchte man bei einer solchen Vortriebsart acht Stahlmeißel pro Stunde. Das bedeutete, dass nach etwas mehr als sieben Minuten Arbeitszeit ein Meißel nicht mehr brauchbar, also stumpf war. Dies setzte aber auch voraus, dass nahe der Bergwerke Schmieden und Hammerwerke zur Verfügung stehen mussten, um die alten Meißel täglich wieder neu zu schärfen und zu härten, um sie für die nächste Schicht wieder einsatzfähig zu machen. Ein Bergmann konnte auf diese Art und Weise nur rund ein bis zwei Zentimeter pro Tag in einen kompakten Felsen vordringen.
Dies sind Aussagen von Bergleuten und Erkenntnisse, die in der Vergangenheit aufgezeichnet wurden. Es würde bedeuten, dass für einen 100 Meter langen Gang, je nach Härte der Gesteinsart, ein Zeitaufwand von 5 000 bis 10 000 Arbeitstagen zu veranschlagen wäre, also zwischen 14 und 28 Jahren, wenn an jedem Tag, Sommer wie Winter ohne Pause gearbeitet werden würde. Bei einem nur einen Kilometer langen Stollen müsste man im Mittelalter oder davor mindes-
tens über 280 Jahre an Arbeitszeit veranschlagen. Zeitlich anders sieht es im modernen Bergbau aus, wenn in den Stollen gesprengt wird oder große Gesteinsfräsen zum Vortrieb eingesetzt werden.
Nun stellt sich auch berechtigterweise zusätzlich die Frage, wie und wieso wurden allein in Europa Tausende unterirdische Anlagen, Erdställe und Stollen an Orten geschaffen, in deren Nähe keine Ressourcen für einen Bergbau vorhanden waren? Auch stellte man bei vielen alten unterirdischen Anlagen fest, die sich im freien Gelände befinden, dass das Abraummaterial einfach nicht vorhanden ist, weder vor dem Eingang noch im Stollen selbst, wo doch in den jüngeren Zeiträumen oft der Abraum als „Versatz“ in leere Stollen zur Verfüllung und Stabilisierung dieser umgelagert worden ist. Dazu sollte man wissen, dass das Verhältnis des Abraumes rund 1:3 beträgt. Das heißt, ein Kubikmeter kompakter Fels im Stollen ergibt nach dem Abbau drei Kubikmeter lockeres Material beziehungsweise Bruchschutt. Im Rahmen eines Bergbaues wurde das Gestein, wenn es erzhaltig war, anschließend in Gesteinsmühlen zerkleinert, um die Erz- und Mineralienanteile durch unterschiedliche Verfahren auszuscheiden. Darüber gibt es in Europa ausreichend Literatur in vielen Sprachen.