Während Politik und Tech-Giganten wie Google, Meta oder X (früher Twitter) den Debattenraum stetig weiter verengen, arbeiten unabhängige Medienschaffende an einer dezentralen Kommunikationsinfrastruktur, die ein zensurfreies Publizieren ermöglicht. Der Journalist Dr. Milosz Matuschek erläutert das „Pareto-Projekt“.
raum&zeit: Herr Matuschek, was ist das Pareto-Projekt?
Milosz Matuschek: Jedes Projekt braucht ja ein Problem, um eine Lösung anbieten zu können. Und das Problem, vor dem wir als Medienschaffende stehen, ist einfach das, dass wir die Geschäftsgrundlage, die wir selbst haben, nicht selbst kontrollieren können. Wir sind also mit unserer geistigen Tätigkeit immer eingebettet in bestehende Strukturen und abhängig von anderen. Das heißt, dass letztendlich unsere Arbeit gedeckelt sein kann von anderen, die den Zugang dazu verwehren können. Ich nehme mal ein Beispiel. Es gibt viele kritische Kanäle, seit Corona noch ein paar mehr, und es hat sich gezeigt, dass es sowohl auf Twitter als auch auf Facebook und Youtube Zensur gab. Gerade große Kanäle mit kritischen Inhalten wurden, sobald sie eine gewisse Reichweite erreicht haben, gesperrt oder gelöscht. Im Mainstream gelten freilich noch andere Gesetze. Da wird die kritische Information erst gar nicht publiziert. In der freien Medienszene nutzen wir eine bestehende Infrastruktur, die uns jederzeit abkoppeln kann. Und dieses Problem wollen wir lösen, indem wir auf eine neue technologische Infrastruktur setzen, die es uns ermöglicht, Kontrolle zurückzugewinnen.
r&z: Was genau meinen Sie mit Kontrolle?
M. M.: Bei den Tech-Giganten gehört uns nichts: nicht unser Account, nicht unsere Inhalte, nicht unsere „Follower“. Alles kann von heute auf morgen weg sein und dann beginnt die Sisyphusarbeit von vorne. Bei Twitter & Co. sind wir zudem abhängig von den Algorithmen anderer, in die wir keinen Einblick haben. Zum Beispiel wendet X (früher Twitter) häufig Shadowbanning an. Dabei wird die Information an der Verbreitung gehindert und der Kanal kann nicht mehr wachsen. Wir wollen letztendlich einen freien Marktplatz der Ideen etablieren und diesen technologisch abbilden. Der beste Weg, um der Wahrheitsfindung näher zu kommen liegt darin, verschiedene Ansichten miteinander zu konfrontieren und in einen Wettbewerb zu schicken. Doch dieser Wettbewerb der Ideen wird permanent vereitelt. Es gibt eine klare Brandmauer zwischen Mainstream und den freien Medien. Und wer von diesen beiden nicht gesprächsbereit ist, wissen wir auch. Daher bauen wir eine neue Infrastruktur auf, um ein ungestörtes Wachstum unseres Publikums zu ermöglichen und unser Schaffen für die Zukunft zu sichern.