Das kosmologische Wissen im alten Indien soll laut vedischen Überlieferungen weit über das hinausreichen, was man in klassischen Geschichtsbüchern liest. Was Galileo Galilei und Zeitgenossen im 17. Jahrhundert in den Bereichen Astronomie, Lichtgeschwindigkeit und Physik erforschten, war nur ein Bruchteil dessen, was indische Gelehrte tausende von Jahren vorher schon entdeckt und niedergeschrieben hatten. Eckehard Junges Recherchen reichen hin bis zu den Themen „Kernspaltung“, „Urknall“ und „Weltzeitalter“.
Aus vorgeschichtlicher Zeit erreicht uns, dank moderner Übersetzungen aus dem Sanskrit, die Kunde von wissenschaftlichen und technischen Kenntnissen im alten Indien, die es damals noch gar nicht „gegeben haben dürfte“. Das legt die Vermutung nahe, es handle sich buchstäblich um vorsintflutliches Wissen oder um hinterlassene Lektionen fortgeschrittener Besucher – oder eben doch um eigenständige Entwicklungen einer indischen Hochkultur. Manche Kenner der alten Schriften deuten deren bildhafte, oft gar bildgewaltige Aussagen als verschlüsselte Informationen einer verflossenen urzeitlichen Wissenschaft – besonders wenn die einzelnen Darstellungen sonst keinen Sinn ergäben. Aber was könnte am naturwissenschaftlichen Vorsprung der alten Inder konkret dran sein?
Die Zahl Null
Den Begriff der Null haben drei alte Kulturen unabhängig voneinander entwickelt: die Inder, die Mayas und die Babylonier. Auf den ersten Blick erscheint diese Errungenschaft nicht so bedeutend, geht es doch nur um den zahlenmäßigen Ausdruck für „ein Nichts“, oder? Trotzdem, wer nach roten Zahlen den Klimmzug zur „Schwarzen Null“ geschafft hat, kann sich über diesen Wendepunkt redlich freuen. Das gilt, obwohl die Null selbst freilich weder schwarz noch rot ist: weder plus noch minus. Aber es lässt sich allerlei mit ihr anstellen. Das Zahlensystem der meisten alten Kulturen kam über das Abzählen von Fingern und Zehen eigentlich kaum hinaus. Seltsam ist, dass weder die Griechen, bekannt als Meister der Geometrie, noch die als Baumeister so tüchtigen Römer auf die Null gekommen sind. Deshalb entwickelten die Römer auch kein Stellenwertsystem (mit dem für jede Stelle vor oder nach dem Komma ein bestimmter Stellenwert zugewiesen wird; im Dezimalsystem 1, 10, 100 usw.). Für astronomisch große Zahlen oder präzise Brüche eignen sich die römischen Buchstaben keineswegs. Ebenso umständlich war das griechische System. Die Araber erlernten das Nullzeichen in Form eines kleinen Kreises im 8. Jahrhundert n. Chr. und reichten es dann weiter an die Europäer.