Wahrnehmungsmuster entstehen bereits lange vor der Geburt und können zu falschen Glaubenssätzen führen – so unser Autor. Falsche Glaubenssätze können unsere ureigenste Wahrnehmung blockieren und sogar krank machen. Was ist Wissen und Gewissen, was ist Glaube und was sind Glaubenssätze eigentlich? Andreas Winters geisteswissenschaftliche Studien zeigen uns den Weg, wie falsche Glaubenssätze erkannt und geknackt werden können und führt uns dabei zurück ins Selbstvertrauen.
Glaubenssätze begleiten unser Leben. Wenn wir nicht alles, was wir gehört, gelesen und gelernt haben stets und ständig auf den Wahrheitsgehalt überprüfen wollen, kommen wir kaum darum herum, einige Dinge einfach zu glauben. Wir glauben, der Mond leuchte, Salat sei gesund, Strom fließe durch Leitungen und so weiter. Wir verlassen uns auf das, was wir glauben und können uns dadurch um andere Dinge des Lebens kümmern. Problematisch wird es allerdings dann, wenn uns unser eigener Glaube schadet, wenn wir also etwas unreflektiert glauben und dadurch überhaupt erst Probleme bekommen. Die Medizin kennt das Phänomen unter dem Namen Nocebo-Effekt, den negativen Gegenspieler vom heilsamen Placebo-Effekt: Wenn Menschen glauben, etwas mache sie krank, dann erzeugen sie damit eine schädliche Wirkung auf den Körper, selbst dann, wenn es diese eigentlich gar nicht gibt. So können uns falsche Glaubenssätze rasch zum Verhängnis werden, wenn wir sie nicht aufdecken und unschädlich machen – und falsche Glaubenssätze lauern an jeder Ecke.
Als Geisteswissenschaftler habe ich mich der Erforschung menschlichen Verhaltens gewidmet. Ich ging der Frage nach: „Wie lernen wir und was macht das Gelernte mit uns?“ Vieles von dem was wir lernen ist sinnvoll und nützlich, macht uns zu dem, was wir als Mensch sind. Als Kinder sind wir sehr wissensdurs-tig. Richtige kleine Forscher sind wir in den ersten Lebensjahren. Wir nehmen alles in den Mund, um es zu untersuchen, hören und schauen uns alles an und stellen, sobald wir können, endlos Fragen. Wir wollen die Welt, in der wir leben, kennenlernen. Manchmal bekommen wir aber auch Informationen, nach denen wir nicht gefragt haben. Mit diesen will man uns meist vor Gefahren schützen. Wir hören Sätze wie „Messer, Gabel, Schere, Licht dürfen kleine Kinder nicht!“ oder „Du musst jetzt ins Bett, damit du morgen früh ausgeruht bist!“. Soweit, so gut, so schlecht, denn viele dieser Informationen, mit denen wir unsere Kinder beschützen wollen, bergen zwei Nachteile: Zum einen lernen Kinder am nachhaltigsten durch Erfahrungen und nicht durch theoretische Hinweise. Wenn man Kinder ständig vor Fehlern und Missgeschicken beschützen will, entsteht oft bei denen der Eindruck, dass sie dann am besten heimlich, ohne das Wissen der Eltern, ihre Erfahrungen machen sollten. Zweitens stimmen viele dieser gut gemeinten Informationen oftmals einfach gar nicht. Wenn man etwas glaubt, was einem in seinen Auswirkungen sogar schaden und krank machen kann, und dies zudem noch nicht einmal stimmt, dann hat man ein Problem.