Netzwerke der Natur

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Von wegen Konkurrenz: In der Natur gibt es zahlreiche Gemeinschaften und Netzwerke. Josef Scheppach hat sich auf Entdeckungsreise begeben und das „Sozialsystem“ der Bäume genauer unter die Lupe genommen.

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Von wegen Konkurrenz: In der Natur gibt es zahlreiche Gemeinschaften und Netzwerke. Josef Scheppach hat sich auf Entdeckungsreise begeben und das „Sozialsystem“ der Bäume genauer unter die Lupe genommen.

Suzanne Simard stand vor einem Rätsel. Wie bloß konnten sich in Bäumen hohe Mengen eines Stoffs befinden, der vor allem in Meeresalgen vorkommt? Wie konnte die Substanz aus der Mitte des Pazifiks in die Tausende von Kilometern entfernten Bäume der Redwood-Wälder an der kanadischen Pazifikküste wandern?

Internet des Waldes

Die Professorin von der University of British Columbia hatte in diesen Bäumen den Stickstoffgehalt gemessen und staunte: Es fanden sich ungewöhnlich hohe Mengen eines Stickstoffisotops, das in Algen und Phytoplankton vorkommt. Als die Biologin mit wissenschaftlich detektivischer Akribie des Rätsels Lösung suchte, stieß sie auf eine bislang verborgene Welt: das „Wood Wide Web“, wie sie dieses Netzwerk nannte. Zu Deutsch: das  Internet des Waldes. 

Simards Spurensuche begann im Pazifik – bei Fischen. Sie ernähren sich von Algen und Phytoplankton. So reichern sie sich mit dem besonders schweren Stickstoff-15 an, den Simard in Bäumen gefunden hatte. Doch wie kam er dorthin? Ihr Geistesblitz: Pazifische Lachse kehren jedes Jahr zum Laichen an die Westküste Kanadas zurück. Auf ihrem Weg stromaufwärts werden sie von Bären gefangen und gefressen. Diese Tiere tummeln sich in den Redwood-Wäldern und hinterlassen reichlich Kot, in dem sich Überreste der Lachse befinden. Mit den Hinterlassenschaften der Bären werden die Bäume unweigerlich gedüngt – und nehmen auf diese Weise Stickstoff-15 auf.