Eine einst verlorene Perspektive, wiedergewonnen und bestätigt durch die russische Chemikerin Tamara Lebedewa: Die ganze Geschichte.
Als Antoni van Leeuwenhoek, Antoine Béchamp („Die Mikrobe ist nichts, das Milieu ist alles.“) und Louis Pasteur der Welt zeigten, dass es überall um uns herum unsichtbare, mikrobielle und infektiöse Lebensformen gibt, konnten Hochkultur und Medizin erst richtig beginnen. In Hunderten von Jahren zeigten Forscher, dass florierende Mikroben aus dem innerstädtischen Dreck Epidemien und Tod verursachten – und, dass es mehr eine Frage der Hygiene als von Medikamenten oder Impfstoffen war, dies zu verhindern. Auch die Ausrottung der Moskitos trug mehr als Medikamente dazu bei, Millionen von Menschenleben zu retten. Während die Industrialisierung voranschritt, wurde Krebs zur neuen Epidemie. Doch Ursache und Heilung von Krebs haben sich der modernen Medizin seit mehr als hundert Jahren entzogen, trotz eines „Krieges gegen den Krebs“, der zuerst in Deutschland zur Zeit von Hitler und Warburg und später in den Vereinigten Staaten von Präsident Nixon geführt wurde.
Tatsache ist, dass fast alle bisher beobachteten Schlussfolgerungen zu mikrobiologischen Prozessen aus der Betrachtung von toten und gefärbten Mikroben und Geweben stammen. Diese Beobachtung soll meiner These Glaubwürdigkeit verleihen, dass Denkmodi nicht nur als Inspirationsquellen für die Entwicklung von Experimenten, Argumenten, Theorien und Schlussfolgerungen wichtig sind, sondern auch für die Entwicklung von Fehlvorstellungen, die im Prozess der Wissenschaft auftreten und den Fortschritt verzögern.
Frühe fruchtbare Forschung
Die frühe wissenschaftliche Erforschung von Krebs ist viel fruchtbarer und umfangreicher, als es in den Medien und in der Wissenschaft dargestellt wird. Sir Henry Butlin, ehemaliger Präsident und Hunterian-Professor des „Royal College of Surgeons“ und beratender Chirurg am St. Bartholomew‘s Hospital, stellte 1905 die These auf, dass „die Karzinomzelle ein unabhängiger Organismus ist, wie manch ein Einzeller, dass sie ein Leben führt, das völlig unabhängig und ihr eigen ist, und dass er als Parasit im Körper lebt, der vom Karzinom befallen ist, sich von diesem Wirt ernährt und nichts tut, um dem Wirt die Nahrung zurückzugeben, die er ihm entzieht.“