Das Wissen über die Rindenmedizin ist weitgehend nur bei Hebammen, Knochenrichtern und Holzfällern erhalten geblieben. Das möchte Eunike Grahofer ändern und erklärt uns die heilsamen Anwendungen von Rindenmedizin am Beispiel von Hasel-, Buchen- und Rosenrinde.
Haben Sie schon einmal Zimt gegessen? Dann durften sie bereits in den Genuss einer Rinde kommen. Zimt ist die Rinde des Cinnamomum verum – des Zimtbaumes. Sie schmeckt nicht nur gut, sondern wirkt auch entzündungshemmend, entspannend, wärmend und leicht blutverdünnend. Haben Sie schon einmal Lapacho Tee mit seiner erdigen Vanillenote getrunken? Ein Tee, der im Körper basisch wirkt, viele Mineralien wie zum Beispiel Calcium, Kalium, Magnesium, Natrium oder Phosphor enthält, der zur Immunabwehr und zum Abnehmen getrunken wird. Ein Tee der schmerzlindernd wirken sowie die Sauerstoffversorgung der Zellen verbessern soll. Bei Lapacho handelt es sich um die fein zerkleinerte Innenrinde des Lapachobaumes aus Südamerika.
Heimisches Gut
Doch warum so weit in die Ferne schweifen, auch bei uns wurden vielerlei Rinden als Hausmittel und Nahrung verwendet. „…seine Haut, das ist die Rinde; sein Haupt und Haar sind die Wurzeln; es hat seine Figur, seine Zeichen, seine Sinne und die Empfindlichkeit im Stamme. Sein Tod und sein Sterben sind die Zeit des Jahres…“, schrieb Paracelsus einst über das Lebewesen Baum. So wie unsere Haut unseren Körper vor Kälte und Umwelteinflüssen schützt, so schützt auch die Rinde die Bäume und Sträucher vor Einflüssen, die von außen einwirken. Das Kambium – die innenseitige, die grüne Schicht der Rinde ist sozusagen die „Speiseautobahn“ des Baumes. Sie versorgt den Baum mit allen Lebenswichtigen Nahrungsstoffen, wie Zuckerlösungen, Stärke, Mineralien, Spurenelementen, Vitaminen und Ballaststoffen. Dies diente als Hausapotheke bei Verletzungen, Magen/Darmproblemen, Hautproblemen, zum Aromatisieren von Getränken und auch als Nahrungsquelle während der kargen Wintermonate oder in Notzeiten. Diese Zusatzspeise war für den Menschen wichtige Nahrungs- und Sättigungsquelle und lieferte wertvolle Nahrungsstoffe wie Zucker, Vitamin C, Calcium, Eisen, Kalium, Magnesium, Phosphor.
Hierzu schneidet man jetzt nicht wahllos Rinde von Bäumen und Sträuchern, sondern verwendet die Rinde von Ästen, welche durch Sturmschaden auf dem Boden liegen oder nach einem Pflanzenrückschnitt oder von den Obstgehölzen die „Wassertriebe“.