Fühlige Menschen wussten es immer schon. Aber jetzt zeigen auch neue Messmethoden: Pflanzen sind äußerst feinsinnig und nicht einfach nur tumbe Gewächse. Sie können lernen und sich erinnern, mögen bestimmte Musik, schützen sich vor Schmerz und kommunizieren miteinander. Eine neue Welle in der Biologie könnte Bäumen, Sträuchern und Blumen zu ganz neuem Ansehen verhelfen.
Braucht auch das Mauerblümchen Liebe? Sind Pflanzen für Zuwendung dankbar? Ist eine Blume fähig, sich freudig der Gießkanne zuzuneigen und kann ein Strauch vor der Gartenschere zurückweichen?
Was abenteuerlich klingen mag, hat jetzt ein wissenschaftliches Fundament bekommen! Biologen verzeichnen eine botanische Sensation: Jüngsten Erkenntnissen zufolge haben Pflanzen Fähigkeiten und Verhaltensweisen, die bislang allenfalls Tieren zugeschrieben wurden.
Die Biologie im Quantensprung
Eine wachsende Gruppe von Forschern arbeitet weltweit daran, unser Bild von der Welt der Pflanzen zu revolutionieren. Die Biologie, meint der Biologe und Philosoph Andreas Weber, befinde sich in einer ähnlichen Situation wie die Physik vor rund 100 Jahren. Ähnlich wie diese damals ihre Vorstellungen von der Materie über Bord warf, verändert heute die Biologie radikal die Auffassung, die sie von den grünen Geschöpfen hat. Verglichen mit dem konventionellen Bild, ist die neue Biologie das, was die Quantentheorie für die Physik Newtons war. In der Physik bedurfte es Anfang des 20. Jahrhunderts eines Albert Einsteins, der erkannte, dass sich Newtons Gesetze der Mechanik nicht auf das Verhalten von Licht anwenden ließen.
So wie Einstein Raum und Zeit in einer Theorie verband, müsste der „Einstein der Biologie“ des dritten Jahrtausends die Eigenschaften von Pflanzen und Tieren in einem Werk zusammenführen – mit dem sich am Ende sogar die komplizierteste aller Fragen beantworten ließe: Was ist Bewusstsein?