Moderne Smartphones ermöglichen Mesh-Netzwerke

Überwachung 24/7 dank neuem Bluetooth-Standard BLE

Es schleichen sich Überwachungstechniken in unser Leben, die bis vor wenigen Jahren noch kaum ein normaler User digitaler Geräte für möglich gehalten hätte. Ein Beispiel dafür ist der sogenannte Bluetooth Low Energy Funk-Standard (BLE), der vor allem durch das Apple AirTag bekannt wurde.

Der AirTag ist ein münzgroßes Ortungsgerät, das mit leicht verlier- bzw. verlegbaren Gegenständen wie Schlüsselbund, Rucksack oder Brieftasche mechanisch verbunden wird und via BLE-App auf einem Smartphone zentimetergenau geortet werden kann. Das klingt doch praktisch, nicht wahr?

Allerdings dürfte BLE vor allem die staatliche oder auch private Schnüffel-Mafia begeistern. BLE hat einen extrem niedrigen Energieverbrauch bei gleichzeitig 50fach höherer Reichweite (bis zu 200 Meter) des normalen Bluetooth Standards. Erreicht wird dies durch eine extrem kurze Signaldauer. BLE findet sich auch in neueren i-Phones (Apple) und Android-basierten Smartphones (Google, ab Pixel 6) sowie vielen IoT-Geräten (Internet of Things, z. B. Überwachungskameras) und kann via Software auf den meisten Geräten von außen aktiviert werden.

BLE funktioniert auch, wenn das Handy ausgeschaltet ist und selbst dann, wenn die SIM-Karte entfernt wurde. BLE lässt sich nicht abschalten. Diese Features ermöglichen ein Peer-to-Peer-Netzwerk, von Fachleuten auch Mesh-Netz genannt. Die einzelnen Knoten (also die BLE-Smartphones) dieses Netzwerks sind identifizierbar und tauschen ständig ihre Positionen aus.

Denn bei der hohen Smartphone-Dichte in den meisten Ländern findet fast jedes Handy im Umkreis der BLE-Reichweite weitere Handys, die ein BLE-Signal empfangen, senden und/oder weiterleiten können. Und meistens ist auch eines dabei, das mit dem Internet verbunden ist, sodass die Position jedes Users an die Zentrale (Apple, Google…) weiter geleitet werden kann. Würde bedeuten: Jeder Smartphone-Nutzer kann – auch innerhalb von Gebäuden – zentimetergenau lokalisiert werden.

Doch das ist noch nicht alles. Es wird möglich sein, über das Mesh-Netzwerk bestimmte Geräte von der Zentrale aus zu durchsuchen oder etwa Digitalkamera und Mikrofon heimlich einzuschalten. Damit kann die Umgebung gescannt und vom eingebauten KI-Chip analysiert werden. Auf diese Gefahren weist der Cybersecurity-Experte Rob Braxman hin. Wie kann man diesem möglichen Überwachungsszenario entkommen? Da auch viele „entgoogelte“ Handys BLE integrieren, sollte man sich vor einem Kauf genau informieren (s. hierzu das Interview mit Michael Ballweg in raum&zeit Nr. 252 auf S. 38, ab 25.10.24 im Handel).

Quellen

https://brax.me

Bildnachweis Einstiegsbild: © kichigin19/AdobeStock